Kunst Moderne
Zeitgenössische KunstTraktate über prämoderne und moderne Kunst - Leo Dorner
Die moderne Kunst ist keine vor-moderne Kunst; und die moderne Kunst und die moderne Zivilisation sind keine vor-moderne Zivilisation. Mit dieser scheinbaren Nebensächlichkeit wird ein revolutionärer Gegensatz beschrieben, der die Geschichte der europäischen, heute gesamten Menschheitskultur seit dem neunzehnten Jh. geprägt hat. Ein epochaler Gegensatz zwischen Kunst und Kunst, der die vorliegende Abhandlung zu erfassen sucht.
Zuerst stellt sich die Fragen, ob und wie die moderne Kunst den Kunstbegriff Schönheit hätte erweitern können. Die Kunst- und Kulturgeschichte der Moderne kann auch als Freiheitsgeschichte verstanden werden - eine universelle Freiheit, für die jedoch ein hohes Entgelt zu zahlen war. Völlig für sich selbst frei gewordene Kunst kann und soll nur als eigentümlich und individualisiert sein.
Moderne Kunst
Im Dialogvergleich und in einzelnen KünstlerInnenräumen werden formelle und inhaltsbezogene Fragen der Moderne aufgedeckt. Diese reflektieren die geänderten Rahmenbedingungen einer Zeit, die von technischem Optimismus, Fortschrittskult und gleichzeitig Krisenbewußtsein geprägt ist. Dabei wird besonders darauf geachtet, dass die geschichtlichen Gegebenheiten des zwanzigsten und zwanzigsten Jahrhundert in der Präsentation der Sammlung erkennbar sind und z.B. die Einflüsse von Kriegen und Diktaturen auf die Kunst wiedergegeben werden.
In der reichhaltigen expressionistischen Kollektion wird der Kubismus und die futuristische Neubestimmung autonomer Kunst der Fragestellung nach den geänderten Verhältnissen des Menschen in der Moderne gegenübergestellt. Dies wird eindrucksvoll von den Künstlern der Bridge und des Blue Rider sowie von Max Beckmann, der mit einer einmaligen Dichte an Werken präsent ist, und der modernen Photographie, dargestellt von Albert Sander, Albert Renger-Patzsch und Florence Henri, vermittelt.
Pablo Picassos bildliche Phantasie und formaler Erfindungsgeist kommen in umfangreichen Werksgruppen ebenso zum Ausdruck wie das surreale Rätsel der Weltgeschichte in Max Ernst, René Magritte und Salvador Dalí. Bedeutende Thematiken seit 1960, wie die formelle und substantielle Ausweitung des Kunstbegriffes, die Veredelung des Alltags und die damit verbundene Auseinandersetzung mit der Gleichstellung von Trivial- und High Culture, bilden den Schwerpunkt der umfangreichen Werkblocks von Joseph Beuys, Andy Warhol, Dan Flavin, Donald Judd, Georg Baselitz, Jeff Wall, Rosemarie Trockel und Anselm Kiefer.